27 Juni 2023
Geschwollene Lymphknoten am Hals – was steckt dahinter?
Kleiner Hubbel, großer Druck: Wenn die sonst so unscheinbaren Lymphknoten an Hals, Nacken oder Kiefer hervortreten, kann dies nicht nur unangenehm, sondern auch Anlass zur Sorge sein. Woher kommt die leicht tastbare Schwellung? Und wann lohnt sich der Gang zum Arzt/zur Ärztin?
Erfahren Sie hier, warum das Lymphsystem so wichtig ist, welche Ursachen hinter Schwellungen stecken und wie Sie geschwollene Lymphknoten behandeln.
Inhalte:
↓ Übersicht: geschwollene Lymphknoten
↓ Das Lymphsystem kurz erklärt
↓ Die wichtigsten Ursachen
↓ Was tun: Behandlungsansätze
↓ Wann zum Arzt/zur Ärztin?
Geschwollene Lymphknoten am Hals: Das sollten Sie wissen
- Das Lymphsystem ist Teil unserer Immunabwehr: Im ganzen Körper sind etwa 600 - 700 Lymphknoten verteilt, die in der Regel nicht spürbar sind.
- Wenn Lymphknoten merkbar geschwollen sind (etwa 2 cm und ertastbar), bezeichnet man dies als Lymphadenopathie, bei Entzündungen als Lymphadenitis.
- Häufige Ursachen sind virale und bakterielle Infekte wie Erkältungen und Grippe, aber auch örtlich begrenzte Entzündungsherde.
- Die Schwellung an sich ist normalerweise nicht behandelbar, doch Ursachen können ermittelt und Begleitsymptome gelindert werden, z. B. mit wärmenden Kompressen oder schmerzstillenden Arzneimitteln.
- Konsultieren Sie Ihren Hausarzt/Ihre Hausärztin, wenn keine Infektion vorliegt oder die Schwellung/die Schmerzen und eventuelle Begleitsymptome nach mehreren Wochen nicht wieder abklingen: Je nach Diagnose erhalten Sie dort eventuell eine Überweisung zur entsprechenden Fachpraxis.
Heimliche Helfer: Lymphknoten und das Lymphsystem
Auch wenn wir sie meist erst im geschwollenen, schmerzhaften Zustand bemerken: Die Lymphknoten sind unverzichtbare Bestandteile unseres Immunsystems und schützen uns vor Krankheit. Im Rahmen des lymphatischen Systems, das den gesamten Körper netzartig durchzieht, filtern etwa 600 bis 700 Lymphknoten gezielt Erreger, Giftstoffe oder Krebszellen aus dem Gewebswasser (Lymphe) heraus, von dem wir täglich mehrere Liter produzieren.
Am Kopf und Hals sind die Lymphknoten besonders stark vertreten: Mehr als die Hälfte finden sich in diesem Bereich, vor allem im Nacken, hinter und unter den Ohren, am Kinn und Unterkiefer, nahe der Halsgefäße und oberhalb des Schlüsselbeins.
Lymphknoten sind normalerweise:
- mandel- bzw. bohnenförmig, weich und etwa 0,5 - 1 cm groß
- nicht oder kaum ertastbar
- mit Fress- und Vorläufer-Abwehrzellen (Makrophagen, naive B- und T-Lymphozyten) gefüllt
- für ein bestimmtes Organ oder Körperareal zuständig
Im geschwollenen Zustand können Lymphknoten:
- auf mehr als 2 cm anschwellen
- von außen sicht- und tastbar sein
- drücken und schmerzen
- verhärtet wirken
Wo sitzt die Schwellung? Häufige Ursachen und Auslöser
Erst einmal die gute Nachricht: Geschwollene Lymphknoten sind ein klares Zeichen, dass die Immunabwehr kräftig arbeitet. Denn wenn sich dort verstärkt Antikörper und Abwehrzellen sammeln, kommt es zur charakteristischen Schwellung mit eventuell lästigen „Nebenwirkungen“ wie Schmerzen oder Schluckbeschwerden. Seltenere, ernstere Gründe für solche Schwellungen können allerdings auch z. B. Tumoren oder rheumatische Erkrankungen sein, die wir hier gesondert auflisten.
Entzündungen und Infekte im Hals- und Kopfbereich
Wenn die Schwellung im Hals- und Kopfbereich Beschwerden verursacht, sind virale oder bakterielle Infekte naheliegende Ursachen. Und da Lymphknoten jeweils für ein bestimmtes Areal oder Organ zuständig sind, kann die genaue Lage des betroffenen Knotens sogar bei der medizinischen Detektivarbeit helfen:
- Seitlich am Hals: Rachenentzündung oder Mandelentzündung, grippaler Infekt, Grippe, Covid-19-Infektion
- Hinter dem Ohr: Röteln
- Unter dem Kinn oder Kiefer: Mandelentzündung (Tonsillitis), örtliche Infektion/Abszess
- Nacken/Kopf: Röteln, Masern
Allgemeine Ursachen für geschwollene Lymphknoten
Ob dicker Hals oder kleiner, schmerzloser Knubbel – geschwollene Lymphknoten haben eine große Bandbreite unterschiedlicher Ursachen. Grundsätzlich gilt: Wenn die Knoten schnell anschwellen und schmerzen, steckt wahrscheinlich ein Infekt dahinter. Falls sich die Knoten langsam vergrößern und nicht drücken, lohnt sich die ärztliche Abklärung, um chronische oder ernste Erkrankungen auszuschließen.
Die häufigsten Ursachen auf einen Blick:
Virale Erkrankungen
- Erkältungen (grippaler Infekt)
- Grippe
- Covid-19-Infektion
- Pfeiffersches Drüsenfieber
- Kinderkrankheiten wie Röteln oder Masern
- HIV
- Herpes simplex-Infektion
Bakterielle Erkrankungen
- Mandelentzündung
- Staphylokokken-Infektion
- Tuberkulose
- Entzündungen im Mund und Rachenraum
- Chlamydien-Infektion
- Diphtherie
- Borreliose
Krebserkrankungen
- Leukämie
- Lymphdrüsenkrebs
- Metastasen
Andere Ursachen
- Lymphödeme
- Parasitenbefall (z. B. Toxoplasmose, Leishmaniose, Malaria)
- Pilzinfektionen
- Rheumatische Krankheiten
- Chronisches Erschöpfungssymptom
Lassen Sie sich von dieser Liste bitte nicht verunsichern: Gerade im Halsbereich sind Erkältungskrankheiten die mit Abstand häufigste Ursache für geschwollene Lymphknoten.
Sonderfall: einseitig vergrößerte Lymphknoten
Es schmerzt oder drückt nur auf einer Halsseite? Gerade bei einer Hals- oder Rachenentzündung ist das nicht ungewöhnlich. Doch ganz gleich, ob es sich dabei um eine lokale Entzündung, Seitenstrangangina oder andere Infektion handelt – lassen Sie die Ursachen zur Sicherheit abklären, wenn die Schwellung nach wenigen Tagen nicht von selbst wieder abklingt
Lymphknoten geschwollen – was tun?
Auch, wenn die Schwellung lästig ist: die Lymphknoten selbst werden im Normalfall nicht direkt behandelt, da sie jetzt wichtige Arbeit leisten. Sobald die Infektion oder Entzündung erfolgreich bekämpft wurde, klingt die Schwellung von selbst wieder ab. Berühren Sie die Knoten möglichst nicht, sondern konzentrieren Sie sich lieber auf die Schwellungsursachen und eventuelle Begleitsymptome wie Heiserkeit, Husten oder Halskratzen.
Hilfreich bei Halsbeschwerden: Hausmittel für den Hals
Geschwollene Lymphknoten? Diese Hausmittel können Sie bei Infekten und Entzündungsreaktionen im Hals ausprobieren:
- Wärme von außen: Halten Sie Hals und Rachen mit einem Schal, Halswickel oder Kompressen warm
- Schonung: Ihr Immunsystem ist gerade sehr aktiv. Am besten gönnen Sie Ihrem Körper viel Ruhe, achten auf ausreichend Schlaf und verschieben das Sportprogramm
- Gurgeln: mit einer Kochsalzlösung (mehrmals täglich, 1 Teelöffel Salz pro Wasserglas), um die Schleimhäute zu befeuchten
- Viel trinken: Idealerweise mindestens 2 Liter pro Tag, gerne beruhigende Kräutertees wie Kamille
Lindernde Ergänzung: Medikamente gegen Halsbeschwerden
Gerade bei Infekten mit typischen Erkältungssymptomen wie Heiserkeit, Schluckbeschwerden und Halsschmerzen können Halstabletten, Rachensprays oder Lösungen zum Gurgeln/Spülen mit einem schmerzlindernden- und entzündungshemmenden Wirkstoff wie zum Beispiel Benzydaminhydrochlorid (Pflichttext) die Beschwerden erleichtern.
Je nach Diagnose werden Ihnen eventuell auch gezielt Antibiotika (bei bakteriellen Auslösern), antivirale Arzneimittel, Antirheumatika oder andere Arzneimittel verordnet.
Schon gewusst? Geschwollene Lymphknoten bei Kindern
Gerade die ganz Kleinen leiden häufig unter geschwollenen Lymphknoten. Kein Wunder: Ihr Immunsystem arbeitet besonders aktiv, da es viele Bakterien und Viren noch nicht kennt.
Eine Abklärung beim Kinderarzt/bei der Kinderärztin ist angeraten, wenn die Schwellung der Lymphknoten länger anhält oder von Leistungseinbußen bzw. Wachstumsstörungen begleitet wird.
Oft harmlos, aber nicht immer: Wann Sie zum Arzt/zur Ärztin gehen sollten
Die allermeisten Lymphknotenschwellungen sind ärgerlich, aber nicht alarmierend. Gerade bei Erkältungskrankheiten ist der Spuk meist nach spätestens einer Woche wieder vorbei.
In den folgenden Fällen lohnt sich der Praxisbesuch:
- Die Schwellung bzw. der Schmerz dauert länger als drei bis vier Wochen an
- Ihnen ist keine Infektion oder Entzündung bewusst
- Die Schwellung/der Schmerz wird von Symptomen wie Nachtschweiß, Atemnot, Gewichtsverlust oder Leistungseinbußen begleitet
- Die Schwellung ist einseitig, deutlich verhärtet oder größer als zwei Zentimeter
- Die darüberliegende Haut ist gespannt oder nässt
Allerdings
Mit geeigneten Tests kann die Ursache dann geklärt und eine eventuell nötige Behandlung eingeleitet werden.
Häufig gestellte Fragen
-
Meist nur wenige Tage.
Im Rahmen eines Infekts bilden sich geschwollene Lymphknoten normalerweise nach dem Abklingen der Krankheit (z. B. Erkältung, Grippe, Covid-19, Mandelentzündung) wieder zurück.
Sollten die Lymphknoten nach 3 - 4 Wochen noch geschwollen sein, lassen Sie dies bitte ärztlich abklären.
-
Erste Anlaufstelle bei geschwollenen Lymphknoten ist die hausärztliche Praxis.
Je nach Diagnose werden Sie dann eventuell an eine Fachrichtung wie HNO oder Rheumatologie überwiesen.
-
Geschwollene Lymphknoten sind von außen als kleine Beule ertastbar, manchmal sichtbar und eventuell schmerzhaft.
Bei akuten Infekten wie einer Grippe, Erkältung, Covid-19-Infektion oder Rachenentzündung sind sie z. B. häufig seitlich am Hals spürbar.
-
Geschwollene Lymphknoten haben einen Durchmesser von etwa 2 cm.
Im geschwollenen Zustand sind Lymphknoten von außen meist leicht ertastbar.
Im Normalzustand spürt man die 0,5 - 1 cm großen Knoten nicht.
-
In seltenen Fällen kann ein Anschwellen der Lymphknoten ernste Ursachen wie Tumoren oder chronische Erkrankungen haben.
Typischerweise stecken allerdings harmlose Infekte wie Erkältungen hinter geschwollenen Lymphknoten.
Ärztlich abklären lassen sollten Sie geschwollene Lymphknoten, wenn:
- diese nach 3 - 4 Wochen nicht wieder abschwellen
- kein Infekt bekannt ist
- Begleitsymptome wie Fieber, Nachtschweiß, Atemnot, Gewichtsverlust, Leistungseinbußen oder länger als drei Tage andauernde, starke Halsschmerzen auftreten.