29 Juli 2022
Was hilft bei Halsschmerzen in der Stillzeit?
Ob Erkältung, Allergie, Reizung oder andere Ursachen: Halsschmerzen in der Stillzeit belasten Mütter gleich doppelt. Denn sie leiden nicht nur unter den Symptomen, sondern sorgen sich auch um die Gesundheit ihres Säuglings. Warum eine Ansteckung beim Stillen eher unwahrscheinlich ist – und was bei Arznei- oder Hausmitteln zu beachten ist, damit Ihr kleiner Schützling eventuelle Wirkstoffe nicht über die Muttermilch aufnimmt, erfahren Sie hier.
Die wichtigsten Fakten zu Halsschmerzen in der Stillzeit
- Stillende haben kein höheres Halsschmerzrisiko als andere Menschen.
- Die meisten Halsbeschwerden sind erkältungsbedingt, aber auch andere Erreger, Allergien, Reizungen, Sodbrennen oder Überanstrengungen können Halsschmerzen während der Stillzeit verursachen.
- Bei der Behandlung sind relativ viele Hausmittel und Medikamente leider tabu. Verzichten Sie auf jeden Fall auf Anwendungen, die Phenylephrin, Phenylpropanolamin, Guaifenesin, Kodein, Menthol, Eukalyptus oder Minze enthalten.
- Ausführliche Informationen zur Verträglichkeit bestimmter Produkte erhalten Sie in der Apotheke oder in Ihrer Arztpraxis.
- Als grundsätzlich unbedenklich gelten warme und kalte Halswickel, entzündungshemmender Kamillentee oder Gurgeln mit Salzwasser.
Halsschmerzen in der Stillzeit – das steckt dahinter
Während Schwangere tatsächlich anfälliger für Infekte sind, da ihr Immunsystem jetzt für Zwei arbeitet, haben Stillende glücklicherweise kein höheres Infektionsrisiko. Das macht es natürlich nicht weniger ärgerlich, wenn sich doch einmal Halsschmerzen einschleichen – ganz egal, ob diese erkältungsbedingt sind oder andere Hintergründe haben.
Die wichtigsten Ursachen von Halsschmerzen während der Stillzeit auf einen Blick:
- Virale Infekte wie Erkältungen, Grippe oder COVID-19
- Bakterielle Infektionen, z. B. eine Mandelentzündung oder Rachenentzündung
- Refluxkrankheit (Sodbrennen, aber auch stiller Reflux)
- Schleimhautreizungen durch Reizstoffe wie Rauch, Alkohol oder Chemikalien
- Allergische Reaktionen
- Überanstrengung der Stimme
Eine ausführliche Übersicht weiterer möglicher Ursachen für Halskratzen, Heiserkeit, Rachenentzündung und Co. – sowie viele wertvolle Hintergrundinformationen zum Thema – finden Sie in unserem großen Übersichtsartikel rund um Halsschmerzen.
So äußern sich Halsschmerzen während der Stillzeit
Vom leichten Kribbeln bis zum völligen Stimmverlust: Neben dem typischen Wundgefühl äußern sich Halsschmerzen oft durch weitere Symptome wie
- Halskratzen
- Brennen und Stechen im Rachen/Kehlkopfbereich
- einseitige Schmerzen
- „Kloß im Hals“
- Geschwollene, eventuell vereiterte Mandeln
- Vergrößerte Lymphknoten
- Heiserkeit
- Stimmbeschwerden
- Trockenheitsgefühl
- Räusperdrang
- Schluckbeschwerden
- Sichtbar gereizte Rachenschleimhaut
- (Reiz)Husten
- Mundtrockenheit
Was kann – und darf – ich bei Halsschmerzen in der Stillzeit tun?
Sie verlassen sich bei Halsschmerzen auf bestimmte Medikamente oder Hausmittel? Dann sollten Sie diese Liste kurz überprüfen. Schließlich können bestimmte Wirkstoffe in die Muttermilch übergehen und so von Ihrem Kind aufgenommen werden.
In diesem Sinne sind nicht nur Arzneimittel mit Alkohol tabu, sondern auch einige gängige Mittel und Maßnahmen, die Ihnen bei Halsschmerzen normalerweise Erleichterung verschaffen.
Medikamente bei Halsschmerzen in der Stillzeit: Das ist erlaubt
Schade eigentlich, dass der Nestschutz nur bei Babys funktioniert und Mütter nicht vor lästigen Beschwerden wie Husten, Schnupfen oder Halsweh schützt!
Leider enthalten einige Arzneimittel gegen klassische Erkältungen (grippale Infekte) abschwellende oder schleimlösende Wirkstoffe, die u. a. die Milchproduktion reduzieren können. Der Blick auf den Beipackzettel ist deshalb besonders wichtig, damit eventuelle Inhaltsstoffe nicht den Milchfluss stören oder buchstäblich mit der Muttermilch aufgesogen werden.
Klar auf der No-go-Liste sind u. a. Produkte, die Folgendes enthalten:
- Phenylephrin, Phenylpropanolamin oder Guaifenesin
- Kodein (Bestandteil vieler rezeptpflichtiger Hustenstiller)
Bei allen anderen Arzneimitteln – auch frei verfügbaren aus der Apotheke, der Drogerie oder dem Supermarkt – sollten Sie auf jeden Fall Rücksprache mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt bzw. der Apothekerin/dem Apotheker halten. Lassen Sie sich genau erklären, welche Präparate während der Stillzeit bei Halsschmerzen sicher und hilfreich sind.
Zusätzlich gelten folgende Tipps:
- Nehmen Sie während der Stillzeit möglichst nur dann Medikamente ein, wenn dies wirklich nötig ist.
- Verwenden Sie rasch wirkende Medikamente direkt nach dem Stillen, damit ihre Wirkstoffe vor dem nächsten Stillvorgang möglichst weitgehend wieder abgebaut sind. Bitte beachten – dies gilt nicht für sogenannte Retard-Arzneimittel, die zeitverzögert freigesetzt werden.
- Arzneimittel mit nur einem Wirkstoff sind grundsätzlich die bessere Wahl.
- Frieren Sie (im gesunden Zustand) mehrere Portionen Muttermilch ein, damit Sie im Notfall einen Vorrat haben.
- Bei starken Schmerzen lieber Paracetamol als Aspirin oder Ibuprofen.
- Beruhigen Sie Ihren angegriffenen Hals gerne mit Halsschmerztabletten oder Lutschtabletten (auch frei verkäuflichen Mitteln), aber lassen Sie sich auch hier bitte ein Präparat empfehlen, das beim Stillen als unbedenklich gilt und lesen Sie die entsprechende Packungsbeilage.
Sinnvolle Hintergrundinformationen zur Sicherheit bestimmter Wirkstoffe während der Stillzeit können Sie auch bei Embryotox nachschlagen. Das sogenannte Pharmakovigilanzzentrum der Charité stellt auf dieser Website Informationen zur Verträglichkeit von mehr als 400 Wirkstoffen für Schwangere und Stillende zur Verfügung.
Pflanzlich = sanft? Nicht unbedingt
Viele Menschen greifen bei Halsschmerzen und Erkältungsbeschwerden lieber auf pflanzliche Mittel zurück, weil sie diese für natürlicher und sanfter halten. Während der Stillzeit ist allerdings Vorsicht geboten, weil bei vielen dieser Produkte und Wirkstoffe keine Daten zur Verwendung beim Stillen vorliegt – und einige Heilpflanzen sogar nachweislich schaden können.
Verzichten Sie während der Stillzeit unbedingt auf Mittel oder Einreibungen mit Menthol, Eukalyptus oder (Pfeffer)Minze, da diese zu Kehlkopfkrämpfen Ihres Kindes führen könnten. Ätherische Öle sind für Kinder dieses Alters grundsätzlich nicht geeignet und bestimmte Pflanzen wie Salbei oder (Pfeffer) Minze können, auch als Tee, Ihre Milchproduktion reduzieren.
Lassen Sie sich also auch hier bitte fachlich beraten, bevor Sie ein pflanzliches Mittel verwenden.
Von Tee bis Wickel: Hausmittel gegen Halsschmerzen in der Stillzeit
Beliebt, bekannt, bewährt? Einige Hausmittel gegen Halsweh können auch Stillende problemlos verwenden, um ihren wunden Hals zu beruhigen.
- Kalte und warme Wickel: Kühle Wickel, z. B. mit Quark, werden vor allem bei Schluckbeschwerden empfohlen, während warme Wickel die Durchblutung fördern und zur schmerzlindernden Entspannung beitragen. Neben heißen Kartoffelwickeln können Sie hier einen Wickel mit Thymian- oder Kamillentee ausprobieren.
- Viel Flüssigkeit: Befeuchten und beruhigen Sie die angegriffenen Schleimhäute mit regelmäßigem Trinken. Solange keine Allergie gegen Kamille vorliegt, ist Kamillentee eine gute Wahl, da diese Heilpflanze in der Stillzeit als unbedenklich gilt und zusätzlich entzündungshemmende Eigenschaften hat.
- Großzügig gurgeln: ob Salzwasser oder Salbeitee – auch regelmäßiges Gurgeln befeuchtet und beruhigt die gereizte Schleimhaut, Salzwasser wirkt zusätzlich leicht desinfizierend.
Gut zu wissen: Stillen und „Mutterschutz“ bei Krankheit
Stillen während der Krankheit hat sogar Vorteile: Wird die Mutter krank, überträgt sie Antikörper gegen den Erreger über die Muttermilch direkt an ihr Baby. Bei milden Erkältungskrankheiten wird Weiterstillen deshalb sogar explizit empfohlen.
Da Erkältungsviren allerdings auch als Tröpfcheninfektion übertragen werden, sollten Sie in dieser Zeit verstärkt auf Hygiene achten. Dazu gehört häufiges, gründliches Händewaschen, bevor Sie das Baby anlegen oder aufnehmen, Lebensmittel zubereiten und Windeln wechseln, möglichst nicht mit dem Kind im gleichen Bett zu schlafen und – natürlich – das Kleine nicht anzuniesen oder anzuhusten.
Halsschmerzen und Fieber?
Bei kräftigem Fieber kommen Sie um eine ärztliche Abklärung leider nicht herum. Ob echte Grippe, Mandelentzündung oder andere Ursache: Eventuell sind jetzt Behandlungsmaßnahmen oder Medikamente wie Antibiotika nötig, die ein gefahrloses Weiterstillen unmöglich machen.
In diesem Fall sollten Sie Ihre Milch regelmäßig abpumpen bzw. die Brust ausstreichen, um die Milchproduktion nicht zu unterbrechen. Ihr Säugling erhält während dieser akuten Krankheitsphase und Arzneimitteleinnahme eine Weile Ersatznahrung aus dem Fläschchen und Ihre Hebamme kann Ihnen in dieser Zeit eine hilfreiche Unterstützung sein.
Tantum Verde (Pflichttext) enthält kein Antibiotikum und kein Kortison, ist gut verträglich und bei bestimmungsgemäßem Gebrauch ist auch eine Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit möglich.
Wenn Sie aktuell schwanger sind oder stillen (oder wenn Sie vermuten, schwanger zu sein oder beabsichtigen, schwanger zu werden) fragen Sie vor Anwendung dieses Arzneimittels bitte in Ihrer Arztpraxis oder Apotheke nach.
Häufig gestellte Fragen
-
Während der Stillzeit dürfen viele Medikamente und Hausmittel leider nicht eingenommen werden, da ihre Wirkstoffe über die Muttermilch direkt vom Säugling aufgenommen werden können.
Als relativ unbedenklich gelten warme und kalte Halswickel, entzündungshemmender Kamillentee oder Gurgeln mit Salzwasser.
Verzichten Sie bitte auf ätherische Öle; Menthol, Eukalyptus, Minze und Salbei; und auf Arzneimittel mit Aspirin, Kodein oder Phenylephrin.
Da zu vielen Mitteln und Wirkstoffen keine Daten oder Unbedenklichkeitserklärungen für die Anwendung während der Stillzeit vorliegen, halten Sie vor der Anwendung bitte unbedingt Rücksprache mit Ihrer Arztpraxis oder Apotheke.
-
Bei Halsschmerzen in der Stillzeit sollten Sie auf Lutschtabletten mit Menthol, Eukalyptus, Salbei oder (Pfeffer)Minze lieber verzichten.
Lassen Sie sich am besten in der Apotheke beraten, welche Halsschmerztabletten oder Lutschpastillen unbedenklich verwendet werden können, um die gereizten Schleimhäute zu beruhigen.